Christmas in Bern
Das Adventskonzert “Christmas in Bern”, jeweils am 3. Advent, ist nun seit 2012 ein fester Programmpunkt in der Jahresplanung der Brass Band Berner Oberland (BBO). Stets bemüht dem Publikum mit einer gewissen Exklusivität in Form von aussergewöhnlichen Gastsolisten den hektischen Monat Dezember zu entschleunigen, konnte das Vereinsjahr 2015 mit dem Ausnahmekünstler Richard Marshall (GB) erfolgreich abgeschlossen werden.
Wie bereits in den Jahren 2012 und 2013 konnte die BBO auch im 2015 dank der Zusammenarbeit mit dem Instrumentenhersteller Besson einen herausragenden Gastsolisten für das traditionelle Adventskonzert “Christmas in Bern” einladen. Nach den klassisch orientierten Gastsolisten Olga Valmond (Sopran 2012) und Immanuel Richter (Trompete 2013) besann sich die BBO im vergangenen Jahr mehr dem britischen Ursprung der Brass Band Szene.
Mit dem Ausnahme-Instrumentalisten und langjährigen Principale-Cornetisten der weltbekannten Black Dyke Brass Band (GB), Richard Marshall holte sich die BBO praktisch den Inbegriff des britischen Cornet-Sounds in die Pauluskirche in Bern. Nach der Eröffnung des Konzertes durch das von Corsin Tuor eigens arrangierte Medley aus einer Vielzahl bekannter Weihnachtsmelodien, übernahm die BBO Junior unter der Leitung von Jan Müller den Lead und begrüsste das zahlreiche Publikum mit der festlichen “Oxford Intrada”, komponiert von Jan de Haan. Unter euphorischem Beifall wurde erstmals der herausragende Cornetist Richard Marshall willkommen geheissen und liess damit kein Zweifel offen, dass sein Name nahezu allen Konzertzuhörern und Konzertzuhörerinnen mehr als nur bekannt ist.
Mit dem getragenen Cornet-Solo “Pastorale” vom bekannten Brass Band Komponisten Peter Graham zog er umgehend das Publikum in seinen Bann und machte seinem Ruf alle Ehre. Dr. Denis Wright komponierte 1941 das weltweit erste Concerto für Cornet. Begleitet von der BBO vermochte Richard Marshall im zweiten Konzertteil seinem Cornet zweifelsohne Töne zu entlocken, die sich Dr. Denis Wright damals für die Uraufführung seines Concertos in drei Sätzen bestimmt gewünscht hätte. Dem Beifall nach zu schliessen schien der Höhepunkt im Konzertprogramm, für das Publikum wie auch für die Musiker/Innen, jedoch Johann Sebastian Bach’s weltweit bekanntes “Ave Maria” in einem Arrangement von Ray Farr zu sein. Die Wärme, mit der Richard Marshall diese unvergleichliche Melodie vorzuführen wusste, hinterliess bei den gespannt zuhörenden Gästen eine Hühnerhaut und blieb wohl noch bis Weihnachten im Gehör.
Als Massed Band formiert entliess die BBO und die BBO Junior ihre Gäste mit “Chrismas Fantasy” von Gordon Langford in den kühlen Adventsabend, mit dem Wissen, den weihnächtlichen Spirit trotz Schneemangel bei jedem einzelnen Konzertbesucher zum Keimen gebracht zu haben.
Pacem in Terris
Das gemeinsame Konzertprojekt “Pacem in Terris” Ende März 2015 der Brass Band Berner Oberland und der Konzertchöre Canto Allegro und Canto Classico nimmt sich der Thematik dieser Phrase von Mahatma Ghandi an. Im Zentrum des Konzertes steht als Hauptwerk “The Armed Man – A Mass for Peace” von Karl Jenkins (*1944). Die Komposition des Briten entstand als Auftrag der “Royal Amouries” zur Jahrtausendwende und ist zugleich die jüngste Vertonung einer Jahrhunderte alten Tradition von Messvertonungen, die auf dem populären französischen Lied “L’homme armée” aus dem 15. Jahrhundert basieren.
Die kriegerische Vergangenheit Europas wird in der Musik durch Stilmittel aus verschiedenen Epochen reflektiert. Mittelalterliche Gregorianik taucht ebenso auf wie die Vokalpolyphonie der Renaissance, Fanfaren, Marchmusik, Folklore oder gar der Gebetsruf des Muezzin. Dieses Nebeneinander von alten und neuen Musikstilen sorgt für effektvolle Kontraste. Ekstatische Ausbrüche, mitreissende Rhythmen und beklemmende Passagen der Stille sind prägend für die äusserst emotionale Wirkung dieser beeindruckenden Friedensmesse von Karl Jenkins.
Nebst diesem Hauptwerk werden im ersten Konzertteil Aspekte der Auferstehung musikalisch mit Werken für Chor und Brass Band thematisiert. Unter anderem Eric Ball (1903-1989), der mit seiner sinfonischen Dichtung für Brass Band unter dem Titel “Resurgam” die Auferstehungshoffnung musikalisch verarbeitet hat. Die menschliche Stimme fügt Gustav Mahler (1860-1911) erstmals im 18. Jahrhundert im vierten Satz seiner Auferstehungssinfonie dem gewohnten Aufführungsapparat hinzu und vertont so für die Altstimme das Gedicht “Urlicht”. Die Gesangssolisten Judith Lüpold (Alt/Mezzosopran) und Wolf Latzel (Bariton) werden die drei Formationen solistisch ergänzen und zu einer unvergesslichen Stimmung beitragen.
Am 28. März (20 Uhr) in der Kirche Münsingen und am 29. März (17 Uhr) in der französischen Kirche Bern wird diese eindrückliche Klangkulisse zu geniessen sein.
Perlen von seltener Schönheit – Perlas rumantschas II
Mit der Konzerttournée in Falera (GR), Trun (GR) und Spiez (BE) und der CD-Produktion ist das sparten-, kantons, und sprachübergreifenden Projekt Perlas rumantschas II zum Höhepunkt gelangt. Die zwei Formationen des Bündner und Berner Oberlands, die Brass Band Berner Oberland (BBO) und das Ensemble deCanto interpretierten an den Konzerten eine Auswahl der neu arrangiert bzw. komponiert und auf CD eingespielten Werke für Brass Band und für Brass Band und Männerstimmen.
Die Tournee ist nach den Konzerten im Bündnerland in Falera und Trun mit dem letzten Konzert in Spiez erfolgreich realisiert worden. Beim Abschlusskonzert in Spiez gesellte sich auch die Brass Band Berner Oberland Junior mit ihrem Dirigenten an Müller zum bündnerischen und englischem Programm dazu. Dass die romanischen Lieder, gesungen und gespielt von 9 Männerstimmen und Brass Band auch das deutschsprachige Publikum sichtlich begeistern konnte, überraschte und freute die BBO und deCanto zugleich. Oder liegt es in der Natur des Volkslieds – einfach, schön und verständlich für alle, dass es die Zuhörer derart zu begeistern vermag? Die Interpreten erhielten frenetischen Applaus und lobende Worte für Perlas rumantschas II. Zwei Kulturen, zwei Formationen, eine CD und drei Konzerte beinhaltet das Projekt, das von Corsin Tuor, aus Trun (GR) stammend, zusammen mit der BBO und dem Ensemble deCanto mit ihrem Dirigenten Retus Giger initiiert und realisiert wurde.
An den Konzerten sind, mit Ausnahme von An Age of Kings von Edward Gregson, ausschliesslich Neukompositionen bzw. neue Arrangements über romanische Volkslieder aufgeführt worden. Dies in Form einer Fanfare, eines Marschs mit den integrierten Liedern A Trun sut igl ischi und A Tgalavaina oder in Form eines einfachen aber kunstvollen Liedes wie La sera sper il lag von Gion Balzer Casanova oder Dorma bain von Nuot Vonmoos . Die Kompositionen von Gion Andrea Casanova La sera und La salidada oder das Arrangement von Dominique Roggen von Allas steilas von Tumasch Dolf mit den zwischen den Strophen angelegten Ritornellen im barocken Stil, sind dagegen etwas komplexer und vielfältiger. Eine willkommene Herausforderung für die BBO und den Dirigenten waren ohne Zweifel die zwei Aufgabenstücke Antruras von Gion Andrea Casanova und Traversada von Oliver Waespi. Antruras wird anlässlich des kantonalen Musikfests 2013 in Chur in der 3. Stärkeklasse gespielt und Traversada in der 2. Stärkeklasse anlässlich des Schweizerischen Brass Band Wettbewerbs 2013 in Montreux. Beide Komponisten waren an den Konzerten anwesend und empfanden grosse Freude über die gelungene Aufführung ihrer Werke.
Neben patriotischen, Heimweh-, Meditations- und Gebetsmomenten hat die BBO und deCanto auch modernere Seiten der romanischen Musik dem zahlreichen Publikum präsentiert. Mit Corviglia von Markus Flückiger gelange einer moderner Walzer zur Aufführung. Igl ei tut vanitate von Rolf Ambauen und Di per di von Christian Müller entführten das Publikum in die jazzigen Welt der Romanen und begeisterten durch ihre Abwechslung im Konzert. Die Aufführung der fünf von Gion Antoni Derungs arrangierten romanischen Volkslieder waren eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Komponisten. Der grosse romanische Komponist war vorgesehen, die eine oder andere neue romanische Perle zu Perlas rumantschas II bei zusteuern. Dazu kam es leider nicht mehr.
Mit An Age of Kings von Edward Gregson zeigte die BBO mit ihrem Maestro Tuor den technischen und dynamischen Charakter einer augmentierten Brass Band mit zwei Ferntrompeten, Klavier, Harfe, Mezzosopran, Männerchor und viel Perkussion auf. Letzteres nahm beinahe die Hälfte der Bühne in Anspruch und entzückten Publikum auch optisch. Dieses gigantische Werk sorgte für Abwechslung im Konzertprogramm, denn es war ein Werk mit grossem Effekt, hoher Intensität sowie Ausdruck. Die Aufführung des 20-minütigen Werkes war der phänomenale Abschluss und begeisterte das Publikum zu frenetischen Applaus und Standing Ovation.
Die Fernsehmoderatorin von RTR Maria Victoria Haas führte in Falera billinque, in Trun romanisch und in Spiez in Deutsch, professionell und sympathisch durch das Programm.
Das Notenmaterial kann bei lucerne music edition bestellt werden.